Struktur und Biodiversität von Streuobstobstwiesen –Wiesenameisen als Nahrungsgrundlage für Wendehals (Jynx torquilla) und Grauspecht (Picus canus)
- Status
- abgeschlossen
- Projektbeginn
- 01.04.2013
- Projektende
- 31.07.2015
- Förderkennzeichen
- 63-8831-21/546 91-1342GL
- Projekt-Homepage
- https://wendehals2015.uni-hohenheim.de/
- Schlagworte
- Biodiversität, Habitatnutzung, Naturschutz, Ökologie
Streuobstwiesen sind „hotspots“ der Biodiversität und zählen zu den bedeutenden Nahrungs- und Bruthabitaten von Wendehals (Jynx torquilla) und Grauspecht (Picus canus). Während die Bestände anderer charakteristischer Vogelarten unserer Streuobstwiesen durch laufende Schutzmaßnahmen und einer z.T. weniger spezialisierten Lebensweise stabil bis steigend erscheinen, gehen die hochspezialisierter Arten, wie dem Grauspecht oder Wendehals weiter zurück. So sind diese in vielen Streuobstwiesen des Landes bereits verschwunden oder sehr selten geworden. Hinsichtlich der Nahrungsökologie ernähren sich diese beiden Spechtarten vorwiegend von Ameisen, die in den besiedelten Bruthabitaten in einer ausreichenden Menge vorhanden sein müssen. Für die Nahrungsverfügbarkeit spielen in diesem Zusammenhang vor allem Grenzlinien, Saum- und Kleinstrukturen sowie jüngere Brachen oder kurzrasige Bestände eine bedeutende Rolle, da diese durch ihre meist lückige Vegetation hohe Ameisenbestände und Nestdichten aufweisen, die darüber hinaus vergleichbar leicht erreichbar sind. Daneben scheint auch ein strukturreiches Mosaik aus verschiedenen Grünlandbeständen, altholzreichen Wäldern (insb. Grauspecht) und alten, höhenreichen Obstbaumbeständen für das Auftreten beider Arten ausschlaggebend zu sein. Aufgrund der fehlenden Rentabilität traditioneller, kleinflächiger sowie zeitlich gestaffelter Bewirtschaftungsverfahren, wie der Wiesenmahd mit Heuwerbung, spielen in vielen Gebieten neben großflächigen Mahdverfahren auch fortschreitende Verbrachungen eine zunehmende Rolle. Diese führen jedoch zu einer deutlichen Verringerung der Nahrungsverfügbarkeit (Ameisen und Ameisenpuppen) für den Wendehals und Grauspecht. Ziel des durch die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg geförderten Forschungsprojekts ist es, einen grundlegenden Überblick über die Lebensweise und Habitatpräferenzen von Wendehals und Grauspecht in Streuobstwiesen zu erarbeiten, um auf Basis dieser Erkenntnisse nachhaltige und zielorientierte Empfehlungen zum Schutz dieser Vogelarten in anthropogen geprägten Lebensraumtypen geben zu können. Dabei konzentriert sich die Zielstellung vor allem auf die Analyse möglicher Zusammenhänge zwischen Vegetationsstruktur, Grünlandbewirtschaftung und dem Vorkommen der nahrungsökologisch bedeutsamen Wiesenameisen sowie dem Auftreten der Schirmarten Wendehals und Grauspecht als Brutvögel. Neben dem Erstellen eines Habitatmodells und der Identifizierung idealer Habitate in Streuobstwiesen und alternativen Lebensräumen sollen im Rahmen des vorgestellten Forschungsprojekts auch Hinweise für eine ameisenfreundliche Unternutzung sowie einer Bestandsförderung von Wendehals und Grauspecht gegeben werden. Um dieser Zielstellung gerecht zu werden, wurden im Rahmen des Projekts 32 x 1 km2-großen Probeflächen einrichtet, die sich über unterschiedliche Naturräume Baden-Württembergs verteilen und von einem Team aus Landschafsökologen, Ornithologen, Botaniker und Myrmekologen betreut werden.
Ferner findet am 16 und 17 Juli 2015 im Rahmen des Forschungsprojekts eine Wissenschaftliche Fachtagung unter dem Titel „Wendehals 2015“ statt. So sollen im Rahmen Veranstaltung die Ergebnisse des Projektes vorgestellt werden, wobei nicht nur Zusammenhänge zwischen Vegetationsstrukturen, dem Vorkommen von Ameisen sowie den Zielarten präsentiert werden, sondern durch ergänzende Vorträge ein Überblick über den aktuellen Stand der Wendehals-Forschung, der Ökologie oder dem angewandten Vogelschutz gegeben werden soll. Die Tagung richtet sich an einen breiten Personenkreis aus den Fachgebieten Ornithologie, Ökologie, Naturschutz und Raumplanung an Universitäten, staatlichen und privaten Forschungsinstitutionen, sowie aus Fachbehörden, Verbänden und weiteren Interessensgruppen.
Abschlussarbeiten:
B.Sc. Saron Storm (2014): Vorkommen des Wendehalses (Jynx torquilla) bei Wendelsheim unter Berücksichtigung wertgebender Habitatstrukturen
B.Sc. Georg Schubert (2014): Habitatstrukturanalysen zweier Brutreviere des Grauspechts (Picus canus Gmelin, 1788)
M.Sc. Andre Raichle (2015): Untersuchungen zur Bestandssituation des Wendehalses (Jynx torquilla Linnaeus, 1758) und seiner Habitatwahl im Naturschutzgebiet Limburg bei Weilheim an der Teck
Beteiligte Personen
- Dr. Wolfgang Münch, Dipl. Biol. August Spitznagel, Dipl. Biol. Rainer Gottfriedsen